„Die Musik des christlichen Kultes hat ihre eigene Würde. Sie dient der heiligen Liturgie, der gottesdienstlichen Feier, sie ist eine Gabe des Geistes. Der Choral, also die Musik der liturgischen Gesänge, entstammt dem Musikgut der alten Mittelmeerländer und erreichte schon vor dem 7. Jahrhundert jenen klassischen Höhepunkt, bei welchem die ordnende Tätigkeit und Lehre des Papstes Gregor I einsetzte.“ , schreibt der bekannte Beuroner Choralexperte P. Corbinian Gindele. Bis zum Ende des Mittelalters entstehen nicht nur viele Gesänge, sondern auch viele regional verschiedene Arten des Musizierens dieser Gesänge. Der Schatz des sog. Gregorianischen Chorals ist nicht nur numerisch immens, er ist auch in qualitativer Hinsicht eine der wesentlichsten Grundlagen der Ausbildung der abendländisch-europäischen Musik überhaupt - und erweist sich damit als äußerst nachhaltig.
Wann es zum ersten Mal zu einer liturgischen Kombination von Gregorianischem Choral mit der aufblühenden Orgelmusik gekommen ist, kann niemand sagen. Sicher ist aber, daß genau diese Kombination die liturgische Festtagsmusik schlechthin geworden ist; gerade dort, wo es keinen Figuralchor gegeben hat; und das lange, nämlich bis ins 19. Jahrhundert hinein. Noch im 18. Jahrhundert werden spezielle Orgelkompositionen für den regulierten Wechsel von Gregorianischen Gesängen mit zugehörender Orgelmusik geschrieben. Das gehörte nämlich zu den Aufgaben eines „wohlbestallten“ Organisten, vorab an den großen Kirchen und Klöstern. Diese Orgelkompositionen lassen auch erahnen, wie vielfältig die Orgelimprovisationen für die sog. Alternatimpraxis gewesen sein müssen. Denn die überlieferten einschlägigen Orgelkompositionen machen mit Sicherheit nur den eher kleineren Teil der in all den Jahrhunderten geübten Alternatimpraxis aus. Wie überhaupt die Praxis des liturgischen Orgelspiels, vorab in katholischen Landen, eine Praxis des Stegreifspiels war. Und wie überhaupt das Improvisieren, das gegenwärtig allgemein wieder mehr geschätzt wird, über das Orgelspielen am Leben geblieben ist.
Fast ist es schon Tradition, daß das jeweilige Bludescher Schlußkonzert an diese faszinierende Kunstform des Wechsels von Gesang und Orgelmusik erinnert bzw . diese wieder lebendig werden läßt.
Die kleine, nichtsdestoweniger aber leistungsstarke Vokalgruppe „Göfner 4Xang“ unter Andreas Lampert hat sich vor ein paar Jahren als kompetente Choralschola in Bludesch eingeführt. Prof. Bruno Oberhammer ist bei diesem Konzert der organistische Partner dieser Choralschola.